Aktuelle Informationen - 12.10.2010
(Quelle: sz-online.de)

Leuba - Flutbetroffene danken Helfern
Das in diesem Jahr fünfmal vom Hochwasser betroffene Ehepaar Gisela
und Sepp Schellin möchte auch einmal öffentlich der Ortsfeuerwehr
Leuba und den vielen freiwilligen Helfern danken. So auch den Frauen
und Kindern, die mit Sand in die Säcke eingefüllt und für die
Versorgung gesorgt haben, sagten beide bei einem SZ-Vor-Ort-Termin
am Dienstag. Beim August-Hochwasser wurden sie selbst nachts um drei
Uhr nicht allein gelassen. Gefreut habe es sie ebenfalls, dass
Wehrleiter Frank Kretschmer auch nach den akuten Situationen immer
wieder nachgefragt hat, wie es geht und ob sie noch Hilfe brauchen.
Ostritz erhält 2000 Euro von Ex-Partnerstadt
Der Rotary Club Gütersloh hat für die Hochwasseropfer in Ostritz und
Leuba 2000 Euro zur Verfügung gestellt. Ein Teil der Summe – 500
Euro – stammen von der Volksbank Bielefeld, 1500 euro kommen vom
Rotary Club selbst. Im Rahmen des Volksfestes „Verler Leben“ Anfang
September wurden Bücher gegen eine Spende verkauft. Rund 750 Bücher
seien dabei an den Mann gebracht worden, schätzt Clubpräsident Max
Bracht.
Die Spendensumme nahm in der vergangenen Woche Hubert Erichlandwehr,
der Bürgermeister von Schloß Holte-Stukenbrock und selbst Rotarier,
entgegen. Schloß Holte-Stukenbrock ist die ehemalige Partnerstadt
von Ostritz. Direkt nach dem Hochwasser hatten die Schloß
Holte-Stukenbrocker bereits mit Möbeln und Elektrogeräten in Ostritz
ausgeholfen. Auch künftig will sich die Kleinstadt in der Nähe von
Gütersloh für ihre frühere Partnergemeinde einsetzen. Ein konkretes
Projekt soll in Abstimmung der beiden Bürgermeister noch gefunden
werden.
Ostritz/Leuba - Schäden belaufen sich auf rund 170000 Euro
Die Schäden, die das erneute Hochwasser im September in Ostritz und
Leuba angerichtet hat, belaufen sich derzeit auf etwa 170000 Euro.
Rund 150000 Euro Schaden sind davon an privaten Gebäuden und
Grundstücken entstanden, 20000 Euro an kommunalen. Diese Zahlen
nannte die Ostritzer Stadtverwaltung auf SZ-Nachfrage. Die
Ermittlung der Schadenshöhe vom September-Hochwasser sei aber noch
nicht abgeschlossen.
Bäckerladen soll bald wieder öffnen
Das Weihnachtsgeschäft gehörte jedes Jahr zu den umsatzstärksten der
Bäckerei Geißler. So wurden zum Beispiel Hunderte Stollen in alle
Ecken Deutschlands sowie nach Österreich und in die Schweiz
versandt. Dieses Jahr wird das Geschäft nicht so umfangreich
ausfallen. Denn noch immer kämpft die Ostritzer Bäckerei mit den
Folgen der August-Flut.
„Der Landkreis hat uns von der Soforthilfe etwas zugesagt“, erzählt
Bäckermeister Jörg Geißler. Ausgezahlt wurde die Summe aber noch
nicht. Um das Weihnachtsgeschäft nicht zu gefährden, musste der
Ostritzer deshalb einen Kredit über 50000 Euro aufnehmen.
Weitergehende Hilfe als die zugesagte Soforthilfe des Kreises hat
Jörg Geißler vom Staat nicht bekommen. „Ich bin maßlos enttäuscht
von der Regierung“, sagt er. Er vermisst die Gleichberechtigung mit
den Hochwasseropfern von 2002. Immerhin hängen an seiner Bäckerei
etwa 30 Arbeitsplätze.
Allein über Kredite wird er diese nicht absichern können. Doch die
Sächsische Aufbaubank hat noch nicht entschieden, ob sie der
Bäckerei einen Zuschuss gewährt. Zumindest von privater Seite
erhielt Jörg Geißler Unterstützung. Bei privaten Spendenaktionen
wurde für die Ostritzer Bäckerei gesammelt und auch Bäckerkollegen
sowie die Landesinnung halfen in der Not.
Die Probleme bleiben. Ein Teil der Maschinen ist zwar repariert,
aber noch nicht bezahlt. „Die Firmen lassen mir etwas Zeit“, erklärt
der Bäcker. In einigen Wochen muss er die Rechnungen allerdings
bezahlen. Genauso wie die neue Klima- und Kältetechnik. Die allein
kostet 200000 Euro und ist damit der größte Brocken. Die
Kältetechnik benötigt die Bäckerei vor allem für die Spezialbrötchen
und Spezialbrote. Deren Angebot ist derzeit eingeschränkt. Auch,
weil mit den vorhandenen Maschinen nicht alle Produkte hergestellt
werden können. „Die Produktion läuft bei 70 Prozent gegenüber den
Stand vor dem Hochwasser“, so Geißler.
Dringend wartet er deshalb auf die neue Brotmaschine. Die Maschine,
mit der er derzeit backt, hat er sich von einem Kollegen geborgt.
Diese sei aber oft kaputt. Wie er die neue Brotmaschine bezahlen
soll, weiß er noch nicht. Auch die Weihnachtszutaten müssen
finanziert werden. Mandeln und Rosinen kosten jetzt noch dazu mehr
als vor einigen Wochen.
Vier volle Container an Vorräten mussten nach der Flut entsorgt
werden. Die Kartonage für die Weihnachtsbestellungen wurde ebenso
völlig vernichtet. Hinzu kommen nun wieder die Löhne der
Mitarbeiter, die ihre Kurzarbeit beendet haben. An die Schäden am
Fußboden oder den Wänden in den Räumen an der Bahnhofstraße will er
gar nicht denken – die seien erst mal zweitrangig. Eigene Mittel
kann er dafür nicht einsetzen – die sind alle aufgebraucht. Dennoch
hat der Bäckermeister ein festes Ziel: Bis Mitte November soll der
Laden auf der Klosterstraße wieder zum Laufen gebracht werden. Denn
die dortigen Umsätze fehlen enorm. Mit ihnen könnte der
Bäckermeister zumindest die ein oder andere Maschine bezahlen.
Intensiv arbeitet er mit seiner Familie daran, erstmals das Büro in
Gang zu kriegen. Hier liefen früher alle Bestellungen zusammen. Im
Verkaufsraum will der 50-Jährige mit seinen Söhnen diese Woche die
alten Fliesen abhacken und neu fliesen. Von einem Kollegen kann er
später die gebrauchte Ladenausstattung übernehmen. Ein weiterer
Schritt, um den Zustand wie vor der Flut zu erreichen.
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