Aktuelle Informationen - 08.10.2010   (Quelle: sz-online.de)



Hotelier gibt „Neißeblick“ auf

Nach dem August-Hochwasser schrubbten die Mitarbeiter den zentimeterhohen Schlamm vom Innenhof -  Foto: Matthias Weber


Mehr als 100 E-Mails und Anrufe von Gästen und Reiseveranstaltern hat Hans-Peter Fischer seit dem August-Hochwasser erhalten. Sie alle gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass das Ostritzer Hotel nach der Flut bald wieder öffnet. Dieses Ziel verfolgte anfangs auch Hans-Peter Fischer. Allerdings hoffte er zu diesem Zeitpunkt noch, staatliche Unterstützung zu bekommen. Eine Hochwasserversicherung bekam er für sein Hotel, in dem im Vorjahr über 10000 Gäste übernachteten, nicht.

Den Traum von staatlicher Hilfe hat der Hotelier zwei Monate nach der Hochwasserkatastrophe begraben. Aus dem Hilfsfond für Härtefälle wurden ihm gerade einmal 5000 Euro bewilligt. Der Gesamtschaden beläuft sich jedoch auf mehrere Millionen. „Wir hatten jetzt einen Gutachter da, der von dreieinhalb bis vier Millionen Euro Schaden ausgeht“, berichtet Hans-Peter Fischer.
Aus eigenen Mitteln kann er diesen Schaden nicht beheben, denn in den zurückliegenden Jahren investierte er sämtliche Gewinne gleich wieder in den Hotelkomplex an der Bahnhofstraße. Auf über 2,5 Millionen Euro belaufen sich die Investitionen.

All dies machte das August-Hochwasser zunichte. Fußböden, Türen, Fenster, der Maschinenpark der hauseigenen Tischlerei und Schlosserei – alles wurde durch die Wassermassen zerstört. Das 30000 Quadratmeter Areal war zudem von einer zentimeterhohen Schlammschicht bedeckt. Diese beseitigten die Mitarbeiter des Hotels in den ersten Tagen nach der Flut. Auch die durchnässten Gipswände wurden abgekloppt und die stinkenden Teppiche beseitigt.
Ende September standen nach den langanhaltenden Regenfällen der gesamte Innenhof, die Schlosserei sowie die Festhalle erneut unter Wasser. „Seit dem Bau der Ostritzer Hochwasserschutzanlage ist der Pegel der Neiße 50 bis 80 Zentimeter höher als vorher“, meint der Hotelier. Fischers Wut auf die Behörden ist deutlich zu spüren. Seiner Verärgerung – auch über die ausbleibende Staatshilfe – hat er gestern in Dresden Luft gemacht. Zusammen mit einem Teil seiner Mitarbeiter nahm er an einer Protestdemonstration vor der Staatskanzlei teil.

Derweil ist es auf dem Hotelkomplex sehr ruhig. Die Räume im Erdgeschoss sind leergeräumt und wirken verwaist. Daran wird sich auch nichts mehr ändern. Denn Hans-Peter Fischer hat sich entschieden, das Hotel „Neißeblick“ aufzugeben. Die Mitarbeiter sind auf Kurzarbeit gesetzt, in einigen Wochen werden sie die Kündigungen erhalten.
Ganz ohne Wehmut verlässt Fischer die Neißestadt nicht. „Es tut mir leid für meine 20 Mitarbeiter“ sagt er. Auch den zahlreichen guten Kontakten und Freundschaften, die über die Jahre entstanden, trauert er hinterher.

Ein wenig Hoffnung hat Hans-Peter Fischer noch auf ein Gespräch mit Vertretern der Sächsischen Aufbaubank (SAB) gesetzt. Auch dieses endete jedoch ohne Erfolg. „Der Zuschuss ist ebenfalls nur ein getarnter Kredit“, spielt Fischer auf das Umsiedlungsprogramm an. Mit einer solchen Förderung hätte er einen Hotelneubau finanziert. Allerdings nur in Görlitz. Hier hatte er bereits vor Jahren an der B115 ein Grundstück erworben und die dortige Ruine zum Gasthof umgebaut.
Nun wird wohl nichts aus dem neuerlichen Bauvorhaben in der großen Neißestadt. Denn einen Kredit kann sich der umtriebige Hotelier nicht leisten.