Ostritz ist von einem Hochwasser ungesehenen Ausmaßes betroffen. Mehr als 72 Stunden befüllten wir Sandsäcke, retten eingeschlossene Mitbürger, evakuierten Gäste, brachten jahrhundertealte Kunstschätze in Sicherheit und kämpfen noch immer gegen das Wasser und das Chaos welches es nach seinem langsamen Rückzug hinterlässt.
Trotz unseres für eine
hundertjährige Flut ausgelegten Hochwasserschutzes und guten
Vorbereitungen hat uns das unverhältnismäßig starke, hohe und
schnelle Wasser übermannt. Dämme wurden trotz eines ausgelegten
Hochwasserschutzes für ein 100-jähriges Hochwasser überflutet,
installierte Pumpen versagten aufgrund des Zusammenbrechens der
Stromversorgung.
Das wuchtig eindringende Wasser unterspülte
Fundamente. Ostritz glich einem gigantischen See. Der Bruch
zweier Staudämme an der nahegelegenen Wittka verschlimmerte die
Lage und führte uns die ungeheure Kraft der Natur vor Auge.
Seit Sonntagmorgen sehen wir den Folgen der nächtlichen blitzartigen Entwicklungen ins Auge.
Die Marke des in
den letzten Stunden erreichten Hochwassers liegt stellenweise doppelt so
hoch wie die des verheerenden Wassers von 1981, -51 und 20 Zentimeter
über dem höchstgemessenen Stand von 1897. Die Schäden in privaten
Haushalten, städtischen Gebäuden und der Infrastruktur sowie bei unseren
Gewerbetreibenden sind immer noch nicht überschaubar.
Unsere Stadt, die
noch auf der EXPO 2000 Deutschland als energieökologischen Modellstadt
vertrat, ist nicht mehr wiederzuerkennen. Die Schäden an unserem Stolz -
dem frisch sanierte Kloster St. Marienthal - stehen symptomatisch für
die vergangenen Stunden.
An jener Stelle, an der sich noch vor
wenigen Monaten unser ehem. Bundespräsident Horst Köhler in das goldene
Buch unser Stadt eingetragen hat, bedeckt eine dicke Schlammschicht den
Boden und die meterhohe schwarze Wandlinie vermittelt eine ungefähre
Vorstellung. Um sich in etwa eine Vorstellung vom Ausmaß des Hochwassers
machen zu können, stelle man sich vor, dass alle Flächen vom Kloster St.
Marienthal bis Ortsausgang Ostritz Richtung Görlitz sowie fast der
gesamte Ortsteil Leuba zu Spitzenzeiten unter Wasser standen. Aber wir
konnten Menschenleben retten und Menschen in Sicherheit bringen und
damit konnte für unsere Stadt das Schlimmste verhindert werden.
Stellvertretend für die Bürgerinnen und Bürger von Ostritz Ihre Marion Prange - Bürgermeisterin
Als
Bürgermeisterin von Ostritz und Leuba wende ich mich persönlich und im Namen
der Verwaltung an alle Bürger. Ostritz hat in der Nacht vom 07. zum 08.
August 2010 eine der größten Katastrophen der Stadtgeschichte durchleben
müssen. Uns hat ein Hochwasser ereilt, was weit die magische
Hochwassergrenze von 1981 überschritten hat.
Wir sprechen allen Betroffenen unser tiefes Mitgefühl aus und danken für
Ihre bisherige und auch künftige Standhaftigkeit und Ausdauer. Darüber
hinaus bedanke ich mich für alle Hilfsangebote und für bereits erfolgte
Hilfeleistungen!
Hiermit stellen wir Ihnen die wichtigsten Hilfen und Informationen in aller Kürze zusammen:
- Das Bürgertelefon und
Krisenzentrum befindet sich im Rathaus,
Telefon: 035823/884-14
- Alle Mitarbeiter stehen für Bürgeranfragen zur Verfügung
- Gegenwärtig laufen alle Bemühungen mit der ENSO zur Stromzuschaltung, ein genauer Zeitpunkt konnte jedoch noch nicht benannt werden
- Das Leitungswasser ist zur Zeit KEIN Trinkwasser
- Die Müllentsorgung wird mit der Firma Eifler laufend organisiert, bitte den Müll soweit wie möglich an der Straße bereitstellen
- WICHTIG: Container für Tierkadaver
Standorte: Schulstraße Ostritz, Dienstag 07.00 Uhr bis Mittwoch 12.00 Uhr
Offenstall Leuba, Dienstag 07.00 Uhr bis Mittwoch 12.00 Uhr
- Markttag am Mittwoch wird zur Verbesserung der Versorgung durchgeführt
- Die ärztliche Versorgung wird über die Arztpraxis Dr. Mrosek abgesichert, Telefon: 035823/86298
- Handwerkerbedarf wird geregelt über:
Bauen & Wohnen GmbH, Telefon: 035823/86593 und
Stadtverwaltung Ostritz, Telefon: 035823/884-14
- WICHTIG:
1. alle Schäden (egal ob mit oder ohne Versicherung) sind so schnell wie
möglich der Stadtverwaltung Ostritz anzuzeigen (abschätzbare Gesamthöhe,
keine Einzelaufstellung)
2. Mitteilung über Hilfebedarf
3. Bedarf einer Ersatzwohnung
4. Bedarf nach Seelsorge
5. Bedarf nach Verpflegung (auch Trinkwasser) oder sonstiges
- Wir bitten alle Bürger, wenn möglich, Nachbarschaftshilfe für die Betroffenen zu organisieren
Vielen Dank für Ihre Unterstützung im Namen der gesamten Stadt!
Ihre Marion Prange
Bürgermeisterin
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