Mittwoch, 29.09.2010

 

Katastrophenalarm im gesamten Landkreis Görlitz aufgehoben

Aktueller Stand - Mittwoch 15.30 Uhr
Der Katastrophenalarm wurde um 10 Uhr für den Bereich des ehemaligen Niederschlesischen Oberlausitzkreises aufgehoben, so das für den gesamten Landkreis Görlitz kein Katastrophenalarm mehr besteht. Der Katastrophenschutzstab ist jedoch weiterhin koordinierend tätig und reagiert auf die weitere Lage in den Gemeinden.

In Görlitz geht der Pegel weiter zurück, der Scheitel bewegt sich zwischen Sagar und Bad Muskau. Im Unterdorf Sagar ist gegen 10.20 Uhr ein Deich auf einer Länge von 20 Metern gebrochen, das Wasser läuft über einen Umfluter wieder in die Neiße zurück. Die Brückenbaustelle in Sagar stellt auch wieder ein Problem dar. Ein Damm auf einer Länge von 100 Metern läuft über. In Bad Muskau läuft erstes Wasser in den Park, die Technische Einsatzleitung vor Ort denkt, ohne zusätzliche Kräfte die Situation zu beherrschen.
Aktueller Stand - Mittwoch 10.30 Uhr
Die Hochwassersituation im Landkreis Görlitz entspannt sich trotz einzelner Schwerpunkte weiter. Der Katastrophenalarm wurde deshalb für den Bereich des ehemaligen Niederschlesischen Oberlausitzkreises zu 10 Uhr aufgehoben, so dass jetzt für den gesamten Landkreis Görlitz kein Katastrophenalarm mehr besteht.

Aktueller Stand - Mittwoch 8.30 Uhr
Die Hochwassersituation im Landkreis Görlitz entspannt sich weiter. Der Katastrophenalarm in der Großen Kreisstadt Görlitz wurde heute zu 8 Uhr aufgehoben.

Aktueller Stand - Mittwoch 5.30 Uhr
 
Die Bundesstraße B 99 ist zwischen Görlitz und Zittau wieder durchgängig befahrbar. Die Sperrung der Straße wegen Überflutung konnte aufgehoben werden.
 


 

So schlimm war das September-Hochwasser

Das Hochwasser im Dreiländereck hat gestern den Scheitelpunkt erreicht und geht zurück. Die Neiße hatte in Zittau am Vormittag einen Pegelstand von 3,57 Metern erreicht und damit die höchste Alarmstufe 4 deutlich überschritten. Vom Höchststand im August mit 4,89 Meter war sie allerdings weit entfernt.
In der Nacht zu gestern rief der Kreis wie schon beim August-Hochwasser Katastrophenalarm aus. Gestern Nachmittag wurde er für den Südkreis wieder aufgehoben.
Menschen wurden nicht verletzt. Auch Tiere kamen nach bisherigen Erkenntnissen nicht zu Schaden. „Diesmal ist der Kelch wirklich an uns vorübergegangen“, sagte Andreas Stegemann, Geschäftsführer des Zittauer Tierparks.

Die Schäden halten sich in Grenzen. Einige Straßen wurden überflutet (s. Kasten). Dadurch ist der öffentliche Nahverkehr eingeschränkt. Bei Radgendorf ist eine Böschung der B178-Nordspange abgegangen. Die Kläranlage in Hirschfelde wurde wieder überspült. „Das ist diesmal nicht so problematisch“, sagte Michael Kuba, Chef des Betreibers Sowag. Das erst vor wenigen Tagen in Betrieb genommene Provisorium arbeite normal.
Zudem wurden wieder Wiesen und Gärten überflutet. Auch Keller liefen voll. Die Rettungskräfte waren im Dauereinsatz.

Leuba am stärksten betroffen
Am härtesten hat es Leuba getroffen – über 20 Häuser auf der Neißeseite vom Ortseingang aus Richtung Zittau bis zum Autohaus Thomas. Die Leute seien verzweifelt, denn die Räume sind jetzt nach der August-Flut halbwegs trocken, so dass einige dieser Tage mit der Renovierung beginnen wollten, sagte Wehrleiter Frank Kretschmer.
In Ostritz bleiben die mobilen Hochwasserschutzwände auf alle Fälle bis heute stehen. Die Bahnhofstraße ist in der Nacht vollgelaufen. Die Wohnungen im Erdgeschoss sind laut der Bürgermeisterin Marion Prange ohnehin noch nicht wieder bewohnbar. Da die im August zerstörten Pumpstationen noch nicht ersetzt sind, muss alles manuell abgepumpt werden.

In Hirschfelde wurde das Gelände der Landfrauenbegegnungsstätte wieder überflutet. „Aber ins Gebäude ist das Wasser noch nicht eingedrungen“, sagte Gisela Sprenger gestern Nachmittag.

Mittelherwigsdorf hatte Glück
„Wir sind weit nicht so schwer betroffen wie im August“, sagt Lutz Richter vom Bauamt. Allerdings setzte von den Felder hereinströmendes Wasser Straßen unter Wasser, so zum Beispiel im Gewerbegebiet Oberseifersdorf. Die Bauarbeiten auf der Schenkstraße mussten unterbrochen werden. „Wir versuchen aber das Möglichste, dass sie ab Montag halbseitig befahrbar ist“, so Richter. Oderwitz und Leutersdorf blieben diesmal weitestgehend verschont. In Großschönau kam es am Ziegelei-Teich zu Überflutungen. Rund vier Stunden hatte am Abend bis 19.52 Uhr die Feuerwehr zu tun, bei der Damino GmbH ein etwa zehn Meter langes Gerüst zu demontieren. „Es stand genau in der Lausur. In ihm hatte sich durch das Hochwasser schon allerlei Treibgut verfangen“, schildert Wehrleiter Dieter Neumann. Über 800 Sandsäcke sind im Ort verteilt worden. Vorsorglich wurden auch welche im Oberdorf Feldstraße, am Oberen Mandauweg, und am Hutberg aufgestapelt. Auch Seifhennersdorf wappnete sich mit Sandsäcken genau wie Olbersdorf, wo nachts die August-Bebel-Straße gesperrt werden musste. Hier trat bei der Nummer 29 der Dorfbach über die Straße. Auch im Niederdorf kam es zu Überflutungen.

Bogatynia schließt Schulen
In Bogatynia haben die Pegel der Neiße und der Miedzianka die kritischen Pegelstände überschritten, es wurde Hochwasseralarm ausgelöst. Laut Marcin Kiersnowski, Sprecher der Stadtverwaltung, sind sie aber nicht über die Ufer getreten. Dennoch gibt es im Stadtgebiet und in den Ortschaften Sieniawka und Porajow lokale Überschwemmungen. Bis ins Erdgeschoss sei das Wasser aber nirgendwo gestiegen. Gestern wurde vorsorglich der Unterricht in drei Schulen abgesagt. Ab heute sollen aber alle Kinder wieder in die Schule gehen.

In Hradek war die Situation ähnlich.
Ein Haus, das des Feuerwehrchefs, wurde vom Wasser eingeschlossen. Eine Brücke musste gesperrt werden. Weitere werden demnächst auf ihre Standfestigkeit geprüft. Auch aus den anderen Orten wurden keine schlimmen Verwüstungen bekannt. Allerdings wurden in Visnova, östlich von Ostritz, vorsorglich 50 Menschen evakuiert.


Hoffentlich ist es nun überstanden

Ist es das nun gewesen? Hoffentlich. Das Hochwasser hat gestern und in der Nacht zuvor zum Glück nicht so viel Schaden angerichtet, wie zu befürchten war. Trotzdem hat es aber wieder Hochwasseropfer – vor allem in Ostritz und Leuba – gegeben. Die, die diesmal nicht betroffen waren, werden dennoch nicht so richtig aufatmen können. Jeder kleine Regenschauer wird sie noch auf Jahre hinaus verängstigen und schreckliche Erinnerungen wecken. Zu viel haben sie an dem einen Tag verloren und gelitten. Bis alle Hochwasseropfer wieder richtig Mut schöpfen können, fließt noch viel Wasser die Neiße, Mandau und die anderen Flüsse und Bäche runter. Das kann es auch, aber bitte innerhalb des Flussbettes.

Der Wettlauf mit der Zeit beginnt

Der Südkreis ist nur um einige Zentimeter einer neuerlichen Katastrophe entgangen. Mit Glück. Denn auch wenn die Städte und Gemeinden diesmal schnell und sehr vorsorglich reagiert haben, lag es am Ende nicht nur in ihrer Hand.
Nun beginnt für alle ein Wettlauf mit der Zeit: Bereits begonnene Reparatur- und Sicherungsarbeiten müssen so schnell wie möglich in die Gänge kommen, manche Flutopfer sitzen noch ohne Heizung oder in kahlen Räumen, die neuen Türen sind noch nicht angekommen.
Da viele Handwerker schon wegen der Augustflut kaum noch mit den Aufträgen hinterherkommen, werden die Wartezeiten nun wohl eher noch ansteigen. Was im August nicht so dramatisch war, verschärft nun aber der nahende, kühle Herbst. Und auch für die angegriffenen Dämme bleibt bis zum Frühling nicht sehr viel Zeit.

Straßen überflutet und gesperrt

Die Regenfälle der vergangenen Tage haben auch zu Einschränkungen im Nahverkehr geführt.
Landkreis. Auf der B99 zwischen Görlitz, Hagenwerder, Ostritz und dem Eigen ging gestern nichts mehr: Die Kraftverkehrsgesellschaft Dreiländereck (KVG) hatte den Fahrbetrieb in Hagenwerder eingestellt, weil die Straße wegen des Hochwassers nicht mehr zu befahren war. Betroffen war vor allem der Bereich zwischen Hagenwerder und Ostritz.

Ebenfalls bis auf weiteres eingestellt wurde der Schienenersatzverkehr der Odeg zwischen Zittau und Görlitz. Der Schülerverkehr, so informierte das Landratsamt, sei trotz allem abgesichert worden.

Allerdings war nicht nur die Bundesstraße von Überflutungen betroffen. Auch die Verbindungsstraße nach Bischdorf musste in der Nacht zum Dienstag gesperrt werden. Außerdem hatte die Pließnitz in Schönau-Berzdorf zu Einschränkungen auf der Kleinen Seite geführt. Im Raum Kittlitz waren Teilbereiche ebenfalls schwer oder gar nicht zu erreichen.