Hochwasserschäden beschäftigen Stadtrat
Morgen kommt der Stadtrat Ostritz zu seiner nächsten Sitzung
zusammen. Es sollen verschiedene Planungsleistungen für die
Beseitigung der Flutschäden – unter anderem an Sportplatz,
Turnhalle und Altstädter Dorfbach – vergeben werden. Beginn ist
19.30 Uhr.
Heute Beratung zu Flutfolgen und -förderung
Am heutigen Mittwoch bietet die Verbraucherzentrale Sachsen in
der Zeit von 14 bis 17 Uhr eine Energieberatung auf dem
Ostritzer Markt an. Hochwassergeschädigte können sich zu
Trockenlegung, Beseitigung baulicher Schäden und Schäden an
Heizung und Heizanlagen und zur Förderung von Sanierung und
Modernisierung kostenlos beraten lassen
Hochwasser: Grüne werfen Land Fehler vor
Der Kreisverband Görlitz fordert die Überarbeitung der
Hochwasserpläne und Verbesserungen im Bereich der Alarmierung.
Der Kreisverband der Grünen wirft der Landesregierung im
Zusammenhang mit dem Hochwasser vor, nicht auf die
Klimaveränderungen und damit auf solche extremen Ereignisse
vorbereitet gewesen zu sein. „Bei der Auswertung der Hochwasser
2002 haben die Behörden wohl übersehen, dass sich die
klimapolitische Realität verändert hat“, teilte Horst
Schiermeyer, Energie- und klimapolitischer Sprecher des
Verbandes und Verwaltungsjurist, mit. „Jetzt einfach auf die
dummen Kommunen und Hauseigentümer zu verweisen, die außerhalb
der HQ-100-Überschwemmungsbereiche weder eine Versicherung gegen
Hochwasser noch gegen Erdbebenschäden haben, ist schon ein
starkes Stück.“ Das Vorgehen des Freistaates, einfach darauf zu
vertrauen, dass die alten Hochwasserwerte schon noch stimmen
werden, wäre zumindest fahrlässig gewesen.
Schiermeyer bezieht seine Kritik auf die Aussagen von
Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), nach denen sich
Bürger und Kommunen hätten gegen die Flut versichern müssen.
Natürlich sei jeder auch ein Stück selbst verantwortlich, so
Schiermeyer, „erwartbar war aber nur ein Jahrhunderthochwasser (HQ
100). Vor dem waren die meisten Neißeanrainer geschützt.“ Die
Wassermassen lagen aber in dem Bereich, der als HQ 200 bis 500
definiert ist. Dieses Extrem konnte niemand vorausahnen,
geschweige denn, sich dagegen versichern.
Die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten, in denen nicht oder
nur eingeschränkt gebaut werden darf, richtet sich nach dem „HQ
100“. Für die Festsetzung ist der Freistaat verantwortlich.
Schiermeyer hält die Wiederholung der Flut oder schlimmere
Hochwasserlagen an der Neiße angesichts der weltweit zunehmenden
Wetterextreme für möglich. Er fordert die schnelle Überarbeitung
derHochwasserpläne, Verbesserungen im Bereich von Alarmierung
und Hochwasserschutz, die bessere Zusammenarbeit mit den
Nachbarländern und großzügigere Ausweisung von
Überschwemmungsflächen. „Auch die Tagebaurestseen sollten
einbezogen werden, am besten auch die Grube Turow, die das ganze
Neißehochwasser hätte aufnehmen können.“ Schließlich sei der
Kohlenstoffdioxid-Ausstoß der Kraftwerksbetreiber mit Schuld am
Klimawandel.
Krippenausstellung fällt
Flutschäden zum Opfer
Sie ist jedes Jahr einer der Höhepunkte im Ostritzer
Heimatmuseum: die Krippenausstellung. Dutzende verschiedene
Weihnachtskrippen aus aller Welt können dann in dem
Umgebindehaus an der Klosterstraße bestaunt werden. Jedoch nicht
dieses Jahr. Denn die traditionelle Krippenschau fällt aus. Das
Augusthochwasser richtete so großen Schaden an, dass vorerst
keine Ausstellungen im Heimatmuseum möglich sind, wie Tilo und
Marita Böhmer erklären. „Bis zum nächsten Frühjahr werden wir
die Räume so weit hergerichtet haben, dass wieder eine
Ausstellung gezeigt werden kann“, sagt Tilo Böhmer.
Das Heimatmuseum war gleich zweifach von der Flut betroffen. Zum
einen stand das Wasser bis zu 40 Zentimeter hoch im Museum. Zum
anderen drang das Wasser in den Lagerraum im ehemaligen
Ambulatorium an der Bahnhofstraße. Hier entstand der größere
Schaden. Zahlreiche historische Möbelstücke wurden vernichtet.
„Sehr viele Gegenstände, die wir für das Theaterstück
ausgeliehen hatten, lagerten hier unten“, berichtet Marita
Böhmer. Die wenigen Dinge, die die Böhmers und ihre freiwilligen
Helfer vom Ostritzer Heimatverein retten konnten, sind derzeit
im Obergeschoss des Museums zum Trocknen ausgebreitet. „Es tut
einem in der Seele weh, wenn man die kaputten Sachen sieht“,
sagt die Inhaberin des Ostritzer Antiquariats. Der ideelle
Schaden sei höher als der materielle. Viele Möbelstücke und
Gegenstände waren uralt und zudem Geschenke von Ostritzer
Bürgern. Marita Böhmer bezeichnet es als unwiederbringlichen
Schaden. „Wir sind zwar gegen Einbruch versichert, aber nicht
gegen Hochwasser“, erzählt sie.
Den Lagerraum hat der Heimatverein, der das Museum betreibt,
inzwischen leergezogen. Er wird künftig nicht mehr genutzt. Der
Bestand wurde durch das Hochwasser so stark verkleinert, dass
nun alles im Museum aufbewahrt werden kann. „Der
Wiederbeschaffungswert liegt bei mehreren Tausend Euro“, sagt
Tilo Böhmer. Froh ist er, dass der Großteil der Leihgaben der
Fritz-Haselbach-Ausstellung bereits vor der Flut zurückgegeben
wurden. Nur ein Haselbach-Bild sei in der dreckigen Brühe
herumgeschwommen.
Der Schaden am Gebäude lässt sich noch nicht beziffern. Zum
Glück, so meinen Böhmers, gibt es im Erdgeschoss keine
Lehmwände. Sonst wäre der Schaden viel höher.
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