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Keine Zeit für die Flutopfer - Über einen enttäuschenden Besuch
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Das wenige
Geld schnell verteilen - Über die Verteilung der
Soforthilfe Soforthilfe kann man das Geld jetzt nicht mehr nennen, über das nun in der nächsten Woche in den Städten, Gemeinden und am „Runden Tisch“ im Landkreis entschieden werden soll. Das einzig Gute für die vom Hochwasser Geschädigten ist wohl, dass sie endlich Geld bekommen. Wenn es für sie auch nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Letztendlich werden weder die, die Geld erhalten, noch die, die darüber entscheiden sollen, glücklich sein. Die einen bekommen gar nichts, die anderen viel zu wenig. Im Wissen um diese Tatsache hat die Landesregierung die Vergabe der Gelder den Kommunen überlassen. Sie haben den „Schwarzen Peter“ in der Hand. Sie werden sich anhören müssen, warum Meier Geld bekam und Lehmann nicht. Damit werden die Verwaltungen in den nächsten Wochen noch reichlich zu tun bekommen. Helfen wird es niemandem. Denn mehr Geld hat der Freistaat für die Hochwasseropfer an Neiße und Mandau nicht übrig.
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Unternehmer fordern sofortige Hilfe Der Görlitzer CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer erwartet in den nächsten Tagen viele E-Mails. Und zwar von den von der Flut betroffenen Handwerkern und Gewerbetreibenden mit ihrem Namen, Adresse und der Erreichbarkeit. „Ich möchte nicht, dass Unternehmen unter- und damit Arbeitsplätze verlorengehen und werde mich für sie einsetzen“, sagte er am Dienstagabend im Ostritzer Krug. Dort waren rund 30 Betroffene aus der Stadt zusammengekommen, um gemeinsam klare Forderungen an die Politik zu stellen. Mit dem Bundestagsmitglied und Generalsekretär der Sächsischen Union hatten sie sich „jemanden mit einer gewissen Kompetenz eingeladen“. Denn: „Wenn nicht bald und unkompliziert finanzielle Hilfe kommt, können wir den Betrieb nicht mehr halten“, bringt es Bäckermeister Jörg Geißler für alle auf den Punkt. Kleinere Unternehmen erhalten Zuschüsse Michael Kretschmer kam auch mit einer brandneuen Entscheidung zur Unterstützung von Handwerkern, Gewerbetreibenden, Gastronomen aus Dresden. Der Ministerpräsident habe angeordnet, dass unter Leitung des Wirtschaftsministeriums gemeinsam mit Vertretern des Finanz- und des Innenministeriums eine Arbeitsgruppe gebildet wird. Sie soll über Zuschüsse für Härtefälle befinden. Voraussetzung ist, dass ein Antrag bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) gestellt wird. Kretschmer möchte, dass die Unternehmen in eine schnelle Überprüfung für einen Zuschuss mit individueller Beratung kommen. Er werde den SAB-Vorstand schriftlich davon unterrichten, dass er sich persönlich dafür einsetzt. „Bitte geben Sie mir auch eine Rückmeldung, ob es klappt oder nicht“, forderte er die Anwesenden auf. Denn die SAB habe bisher immer gesagt, es laufe alles gut und gebe keine Probleme. Aber einige der Anwesenden waren sehr enttäuscht von der bisherigen Beratung und „Bürokratie ohne Ende“, wie Carmen Ebermann von der Tischlerei Ebermann sagte. "Wir haben einen Gesamtschaden von rund 380000 Euro. In den letzten vier Wochen sind durch das ganze Dilemma noch etwa 20 000 Euro aufgelaufen. Dreimal mussten wir immer wieder ein neues Formular für den Kreditantrag bei der SAB ausfüllen. Wenn er jetzt nicht zügig bearbeitet wird, ist Feierabend" berichten Carmen und Peter Ebermann von der Tischlerei "Ebermann" „Wir hatten Glück im Unglück durch unsere Finanzberaterin. Haben gleich und mit kompletten Unterlagen einen Kreditantrag bei der SAB eingereicht.“ Doch mittlerweile mussten Ebermanns zum dritten Mal ein Antragsformular ausfüllen. „Die Regierung sollte aus der August-Flut 2010 lernen und für solche Ereignisse in Zukunft gleich einen Krisenplan haben“, so die Tischlersfrau. Versicherungsbedingungen sollten geändert werden „Selbst wenn wir uns jetzt wieder auf die Füße stellen – egal wie – wer sagt uns, was beim nächsten Hochwasser wird?“, bemerkte jemand aus der Runde. „Wir können doch nichts dafür, dass wir keine Versicherung für Hochwasserschäden bekommen“, sagte Steinmetzmeister Hans-Joachim Herbig, der derzeit in einem Wohnwagen lebt. „Der Staat billigt die Versicherungsbedingungen, da muss er auch für die Schäden geradestehen, und nicht durch Kredite.“ Da immer mehr mit solchen extremen Wettersituationen zu rechnen sei, müsste eine Versicherung für solche Katastrophen her oder die Bedingungen für Elementarversicherungen aktualisiert werden“, regte Ina Kerkhoff vom „Eisgarten Hellwig“ an. |
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Unser Redaktionstagebuch Der Kommentar zur Ohnmacht der Mächtigen Das wird ein heißer Tag - als wir uns mit der Kamera auf dem Weg nach Zittau machen, ahnen wir nur, dass es ein besonderer Nachmittag werden könnte: Der sächsische Ministerpräsident hat sich angekündigt und die Hochwasseropfer wollen demonstrieren. |
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Aufwärmprogramm für den MP
bei der Industrie- und Handelskammer: Er soll ein Grußwort sprechen -
hier punktet der geschmeidige Erfolgspolitiker - die Sicherheitskräfte
reagieren aber spürbar gereizt - wir wollen unsere Kameratasche vor dem
Eingang postieren: "Hier bleibt die nicht stehen..." - mein Kameramann
wirkt genervt: "Dann nehme ich sie mit in den Tagungsraum..." - die
Sicherheit dreht auf: "Das geht ja gleich gar nicht..." - ich schalte
mich ein und sage dem angespannten Beamten, dass ich mich um die Tasche
kümmere... - vor der Damentoilette darf ich Sie abstellen.
Wirtschaftstreffen sind eben meist reine Männerveranstaltungen... - da
wird sich die Gefahr an diesem Ort wohl auch in Grenzen halten. Wir fahren zum Marktplatz - dort wollen sich gegen 17.00 Uhr die Demonstranten versammeln - wir hatten mit mehr Teilnehmern gerechnet, vielleicht auch darauf gehofft - o.k. die ca. 200 Demonstranten veranstalten trotzdem ein gewaltiges Pfeifkonzert als Tillich zu ihnen sprechen will - immerhin, er will zu Ihnen sprechen - doch seine Botschaft bleibt blass, bürokratisch - ohne Emotionen. Der Volkszorn ist gewaltig...- Tillich scheint ihm nicht gewachsen zu sein. Als der Druck zu groß wird, tritt er ab...! Bis dahin hatte Tillich alles richtig gemacht, er sprach mit den Verfassern eines offenen Briefes aus Großschönau, er ging zu den Demonstranten und scheute nicht die Auseinandersetzung, aber als er einfach nur zuhören sollte, die Menschen ernst nehmen, da trat er ab - ein kapitaler PR-Fehler, von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet. Und er hat den Platz anderen überlassen, z.B. der NPD-Stadträtin Hiekisch, die populistisch ihre Forderungen in das Mikrofon schrie - ein überforderter Moderator überschüttete die Stadträtin mit Lob - entweder er wußte nicht, wer da gerade zu den Demonstranten sprach oder es war wohlfein einkalkuliert - ich bin mir nicht sicher, was schlimmer ist. Die NPD scheint wohl kalkuliert aus der Not der Leute ihr Kapital zu schlagen: In einer Oberlausitzer Kleingemeinde rückte jüngst ein Kleinbus aus Leipzig mit wohlgenährten Männern an, die einen ganz Tag in einer Firma anpackten und bei der Beseitigung der schlimmsten Schäden halfen, wortlos bis zum Schluß - am Ende gab`s das obligatorische NPD-Flugblatt - die Firma war dankbar und zweifelte an allem bisher Gedachten. Das Augusthochwasser ist keine nationale Katastrophe - aber eine Regionale - die Staatskrise, die jetzt, folgt ist keine Nationale, aber eine Regionale. Menschen in unserer Region haben alles verloren, auch den Glauben an den Freistaat - jegliches Vertrauen ist mit der Flut weggespült worden. Und dann fällt mir nur noch ein Liedtext des deutschen Liedermachers Konstantin Wecker ein: "Freunde rücken wir zusammen, denn es zügeln schon die Flammen und die Dummheit macht sich wieder einmal breit. Lasst uns miteinander reden und umarmen wir jetzt jeden, der uns braucht in dieser bitterkalten Zeit." Seid umarmt. Quelle: www.oberlausitztv.de |